Wechmar

Die Beschreibung des Dorfes Wechmar kann man natürlich auch im deutschen Wikipedia nachlesen. Etwas schwieriger aufgrund des damaligen Sprachgebrauchs zu lesen ist der nachfolgende Auszug aus Brückner: „Kirchen- und Schulenstaat im Herzogthum Gotha“

II. Von der Kirche und denen Schulen zu Wegmar.

§. 1. Von dem Dorffe Wegmar.

Wegmar, oder, wie es sonst auch geschrieben wird, Wechmar, Weichmar, ist ein ziemliches Dorff an dem Ohr⸗Fluß [1], gelegen, zwischen Ohrdruff und Wandersleben. Stößt gegen Morgen an die Wandersleber⸗ und Mühlberger Fluhr, davon die erstere Hochgräflich⸗Hatzfeldisch, die andere aber Churmaynzisch ist; gegen Mittag an die Ohrdruffer und Collerstedter Fluhr; gegen Abend an die Schwabhäußer Fluhr; Am Wasser herunter gegen Mitternacht theils an Güntersleber Fluhr, wie auch an das Dorff Güntersleben selbsten, so in die Unter⸗Graffschafft Gleichen, welche das Fürstl. Haus Schwartzburg⸗Arnstadt innen hat, gehöret, theils an die Seeberger Fluhr, so Fürstl. Schwartzburg⸗Rudolstädtisch ist.

Von der Benennung des Orts Wegmar [2] oder Wechmar wüßte keine Ursach anzuführen, es müßte denn seyn, daß es seynen Ursprung daher genommen, weil der Ort an einen Hauptweg und Landstrasse erbauet, daher auch eine Haupt⸗Brücke von Steinen hier über den Fluß geführet ist, die aber sehr baufällig geworden, daß sie sicher nicht mehr sicher mit Lasten zu paßiren ist: Man sagt, daß die Weymarische Hauptgeleits⸗Einnahme solche zu unterhalten schuldig, weil sie das Geleit davon empfange. Da aber solches doch nicht geschiehet, und die Gemeinde darzu zu arm ist, so fällt sie ein. Es liegt aber Wegmar sowohl von Gotha, als Ohrdruff, 2 Stunden, von Erfurt 4 und von Arnstadt 3 Stunden.

Wenn [3] der Ort erbauet ist, davon hat man nie einige Nachricht aufbringen können. Die Anzahl der Häuser beläuft sich dermahlen auf 220, inclusive der Adelichen Höfe, Pfarr⸗ Schul⸗ und andere öffentlichen Gebäude. Alte Leute wissen sich noch zu erinnern, daß das Dorff mehrere Häußer und Feuerstädte enthalten, die hinter der Niedermühle gestanden, es wären aber solche von grossen Gewässern dergestalt beschädiget worden, daß sie hätten niedergerissen und in Gärten verwandelt werden müssen.

Weilen das Dorff gegen das Wasser an einer Anhöhe am Fuß des sogenannten Heynberges erbauet ist, so geniesset es einer gantz gesunden Luft, und haben gar viele Exempel alter Männer und Weiber, so in die 70, 80 und mehr Jahre gelebet, aufzuweisen gehabt, und noch aufzuweisen. Der Ackerbau ist gut, und würde gegen des Erdreichs noch ergiebiger seyn, wenn das vom Haynberge zusammen laufende Wasser nicht oft große Verwüstung anrichte, und sonderlich im sogenannten Boden und Naßländern dergestalt sich sammlete, daß zum Theil der Acker nicht gehörig und zu rechter Zeit kan zubereitet werden, zum Theil aber der Saame nicht ersöffe, und auswinterte, welches mehrentheils alle Jahre geschiehet. Auf dem sogenannten Steinig, welches an sich ein großes Stück, aber geringes Land ist, thut der übergehende und ausbrechende Fluß alle Jahr einen unüberwindlichen Schaden, und sind sehr viele Aecker dadurch gäntzlich weggeschwemmet, die die Inwohner zwar den Namen und Abgaben nach zu nennen wissen, aber nichts davon finden können.

Die Innwohner sind mit einem gesunden Wasser versehen, doch ist nur ein eintziger Spring⸗Brunnen in Wegmar anzutreffen, der auf dem sogenannten Marckt oder vor der Schencke sich befindet. Es wird solcher mit großer Ungemächlichkeit und Unkosten der Gemeinde, so die Brunnen⸗Röhren aus dem Wegmarischen Wald 3 bis 4 Stunden weit zur Frohne beyführen muß aus dem Haynberge, da der Brunn auf einer Wiese gefasset ist, her und durch die Felder in das Dorff geleitet, sodann er aber auch der Gemeinde wieder große Gemächlichkeit bringet. Der sogenannte Bayers Brunn, so im Nieder⸗Dorff liegt, ist nicht ordentlich gefasset, sondern nur eine blose Quelle, ist aber schön und rein, und wird vor den gesundesten hier gehalten. Der Ort ist mit 2 Mahlmühlen versehen, als der Ober⸗ und der Nieder⸗Mühlen, die zwar meistentheils des Jahrs im Gange bleiben; Doch geschiehet es auch manchmal entweder im heissen Sommer, oder im Winter bey starken Frost, daß sie, wegen Mangel des Wassers, einige Zeit stille stehen.

Es ist das Dorff und Gemeinde Wegmar von uralten Zeiten her mit einem großen und ansehnlichen Stück Waldes versehen. Er wird insgemein die Hayn⸗Grube genennet. Es kommt dieses wohl aus den alten Zeiten des Pabstthums her, da ein gewisser Abt von Hirschfeld die Gemeinde damit begnadiget, darüber sie ihre donation, auch zwey Freyheits⸗Briefe, samt denen Gerechtsamen und Wald⸗Ordnungen in dem Holtzmeister⸗Amt, so dieserhalb errichtet, annoch bewahrlich beybehalten. Er liegt im Georgenthäler Forst, und hat Hochgräfl. Hohenloh⸗Neuensteinischer Herrschafft die hohe Jagd⸗Gerechtigkeit darinnen, und Koppel mit der Hochfürstl. Gothaischen. Der Wald wird mit 16 fl. 14 gl. versteuret. Die Gemeinde Wegmar, samt denen darinne liegenden Adel. Güthern, sind berechtiget, alles Bau⸗Holtz umsonst daraus abzuführen, und jede Feuerstätte erhält jährlich 2 Clftr. Scheitholtz; auch werden der Geistlichen und anderer Besoldungs⸗Holtz daraus genommen.

Es sind in der Wegmarischen Fluhr 2 Sand⸗Steinbrüche, einer der Hochgräfl. Hohenloh⸗Neuensteinischen Herrschafft zuständig, der andere aber der Gemeinde gehörig, und werden beyde jährlich verpachtet.

Von Gräflichen und Adelichen Gütern sind folgende hieselbst zu mercken: 1) Hochgräfl. Hohenloh⸗Neuensteinische Herrschafft hat eine ansehnliche Schäferey [4] allhier. 2) An Adelichen Gütern sind allhier. a. Die Volckstädtische Rittergüter, so Casselisch. Lehn sind. b. Das Bergaische Rittergut, so auch Casselisch Lehn ist. c. Das Weidenseeische Gut, so auch dem Herrn Cammer⸗Juncker von Berga zugehöret, und Hohenloh⸗Neuensteinische Herrschaft zu Lehn gehet. d. Das Hülsemannische Gut, so Hochfürstl. Gothaisch Lehn ist. e. Das sogenannte Sanderische Gut, welches jetzt der Pfertingslebische Gerichts⸗Schöpp, Johann Georg Ritter, besitzt, und Casselisch Lehn ist. f. Das sogenannte Spittelgut, so auch Casselisch Lehn ist, und jetzt Hr. Nic. Christian Hartung besitzt.

Es gehöret aber das Dorff Wechmar [5] zur Ober⸗Grafschaft Gleichen, und stehet unter Hochfürstl. Gothaischer Hoheit, und Hochgräfl. Hohenloh⸗Neuensteinischer Herrschaft. Dermahlen ist der Hochgebohrne Reichsgraf, Herr Johann Friedrich, Graf von Hohenloh und Gleichen, Herr zu Langenburg und Cranichfeld etc unser regierender gnädiger Graf und Herr. Das jus. patronatus in Kirchen und Schulen besitzt auch allein das Hochgräfl. Hohenloh⸗Neuensteinische Hauß.

Zu der Gemeinde Einkünften und Gerechtsamen gehören 1) das Schenck⸗Hauß, benebst einen besondern Maltz⸗ und Brauhauß, darinnen sie mältzen, brauen, Bier und Wein schenken, auch zu beherbergen, und die denen Gästen benöthigte Waaren zu verkauffen berechtiget ist. Ein gemeines Fisch⸗Wasser, und ist die Gmeinde dasselbe jährlich selbst zu fischen oder zu verpachten, berechtiget. 3) Etwas Länderey und Wiesen, als: 14 1/8 Acker im Oberfeld. 17 ¼ Acker im Mittelfeld. 14 ¼ Acker im Niederfeld. 4 Acker gemeinde Grummets⸗Wiesen, der Igelbach genannt. Diese Gemeinde⸗Güter nebst dem Schenck⸗Hauß sind von alten Zeiten her von allen Erbzinsen, Steuern und Geschoß frey gewesen, weil die Gemeinde von deren Nutzung das Pfarr⸗Hauß, benebst der Mägdlein⸗Schule, in Bau und Besserung erhalten, auch Schul⸗ und andere Diener davon besolden muß, sonsten aber keine Einnahme hierzu hat. Da es aber Hochfürstlicher Renth⸗Cammer gefallen, solche seit A. 1754. mit Steuern zu belegen, so möchten auch Pfarr und anderer Geistlicher Häußer, weil kein Einkommen übrig bleibt, in Zukunft Noth leiden.

§. 2. Von den geistlichen Gebäuden.

Die Wegmarische Kirche ist eine von denen ältesten im Gothaischen Lande, welches sowohl die Bau⸗Art, als auch die Baufälligkeit derselben deutlich genug bezeuget. Sie hat aber daher, um sie der grossen Gemeinde baruchbar zu machen, mancherley Aenderungen, Reparaturen und oft grosse Kosten verursachet. Ihren Namen führet sie von St. Vito, dem sie im Pabstthum, wie Herr Pastor Syrbius. b. m. in seinen Renovalibus Wechmariensibus muthmasset, um deswillen möchte zugeeignet worden seyn, damit sie vor Feuers⸗Gefahr desto sicherer seyn sollte, weil St. Vitus selbst, dem Vorgeben nach, unter dem Kaiser Diocletiano im brennenden Backofen wunderbarer Weise beym Leben erhalten worden. Es muß aber dieser Schutzherr nicht mächtig genug gewesen seyn, diesen Unfall abzuwenden, indeme man an den innersten und äußersten Gemäuer gar deutlich sehen kan, daß die Kirche irgend einmahl müsse ausgebrennt seyn, und ist traditio oralis, daß es zu denen Zeiten der Grafen von Gleichen geschehen, da diese noch auf denen Gleichischen Schlössern residiret, als sie einsmahls von Feinden, so die Sachsen sollen gewesen seyn, vergeblich wären blocquiret worden, so hätten letztere ihren Zorn und Grimm dadurch gekühlet, daß die Kirchen und Dörffer Wegmar [6], Schwabhaußen, wie die Kirche und Stadt Ohrdruff, in Brandt gesetzt, und gäntzlich ruiniret, und zwar sey dieses eben auf dem Weihnachts⸗Fest geschehen.

Nachdem ohnegefehr A. 1524. die Wegmarische Gemeinde mit einem Lutherischen Prediger versehen worden; so muß auch zu gleicher Zeit eine grosse Abänderung in der Kirche seyn vorgenommen worden, indem von Päbstischen Reliquien man wenig mehr darinnen hat, ausser 4 Bildern, davon 2 vermuthlich verschiedene Heiligen sollen vorstellen, die aber  theils unbenennet sind. Auf denen 4 letztern stehen die Nahmen als:  1) S. Margaretha. 2) S. Arpollo. 3) S. Sebastian. 4) S. Vawian. Sie sind in Holtz geschnitten und starck verguldet. Das dritte Bild, so das schönste, ist ein Marien⸗Bild, da die Maria auf einen güldenen Stuhl ein JEsus⸗Kindlein in Händen hat, und sitzen 12 Personen, so vermuthlich die Apostel des HErrn seyn sollen, um sie herum. Das 4te ist nur ein bloses Gemählde und bildet die Abnahme unsers HErrn Christi vom Creuz ab. Sonsten liegt unter dem Altar auch ein Leichen⸗Stein, da ein Mönch in seiner Kutte eingehauen einen Kelch in der Hand habend. Man kan aber die Umschrift nicht mehr heraus bringen, weil sie vertreten ist.

Der Thurm ist sehr hoch und spitzig, mit Schiefern aufgeführet, wegen seiner Höhe, so wandelbar, daß A. 1745. mit einem kostbaren steinernen Pfeiler, der aber gleichwohl nicht den gewünschten Effect thut, und oben mit eisernen Ankern hat müssen befestiget werden, und soll der Bau gegen 600 alte Schock gekostet haben. Mit dem allen droht er immer den Einfall. A. 1669. ist dieser Thurm auch repariret worden. Den alten Knopf hat man damahls abgenommen, und den 9ten April a.d. wieder aufgesetzet.

A. 1679 ist unter Herrn Pastor Syrbius der Kirchthurm, so einen Riß bekommen hatte, ausgebessert, und der Glockenstuhl befestiget worden. A. 1681. ist unter dem Herren Pastor Syrbius eine große Verbesserung und Aenderung in der Kirche vorgenommen und alles alte Eingebäude, bis auf die Weiberstühle, eingerissen worden.

Die Orgel, welche man A. 1652. zu Erfurt vor 100 Thlr. erkauft, ist im Clavier unten und oben, sonderlich im Subbaß, complet gemacht, ingleichen neue Bälge und Gehäuß dazu verfertiget worden von Johann Conrad Weißhaupten, Orgelmacher zu Seebergen. Dieser Bau kommt auf 650 fl. 16 gl. 10 pf., ohne was sonsten aus dem Altaristen Amte angewendet worden. Herr Pastor Syrbius hat, da man zum erstenmahl wieder in die Kirche gegangen, eine sondere Predigt darauf gehalten, und solche unter den Titul: Renovalia Wechmariensia drucken lassen. Darinne sind im Anhange alle Inwohner namentlich specifiziret, welche etwas zu diesen Bau contribuiret haben, und hat sich solches auf 481 fl. 16 gl. 2 pf. belauffen.

Es sind 4 Glocken auf den Wegmarischen Kirchthurm befindlich, nemlich: 1) Eine große Glocke, so einen ziemlichen Umfang und guten Schall hat. 2) Die Mittel⸗Glocke. 3) Die Abend⸗Glocke, 4) die sogenannte Kindtauffs⸗Glocke.

Der Gottes⸗Acker enthält ohngefehr 4 Acker, liegt gleich an der Kirche, und ist mit einer Mauer umgeben. Da aber solche sehr baufällig und an etlichen Orten gar eingefallen war, so ist seit A. 1754. eine Haupt⸗Reparatur an derselben vorgenommen worden. Die Gemeinde führet Steine und Kalck umsonst herbey, und die Handfröhner leisten ihre Dienste, die Kirche aber muß die Materialien und Maurer⸗Arbeit bezahlen. Der Gottes⸗Acker hat 2 Abschnitte, und wird in dem großen und kleinen eingetheilet. Um die Kirche herum sind derer Adelichen Erbbegräbnisse, als oben das Bergaische und in der Mitte das Volckstettische.

Das Pfarr⸗Hauß liegt hinter der Kirche an einem Berge geben dem Weidenseeischen Hof, und ist ein sehr altes Gebäude, daher auch, weil  es an manchen Orten den Einfall drohete, 1756, nach dem Tode des seeligen Herrn Pastor Conradi, unumgänglich eine starke Reparatur desselben unternommen werden mußte. Die Helfte der Baukosten sind aus der Kirche, die andere aus der Gemeinde bestritten worden. Auch ist in diesem Jahr der Baum⸗ und Küchen⸗Garten, der sonst alle Jahr mit einem neuen Zaun mußte umgeben werden, weil er Winters⸗Zeit von Armen nach Hauße getragen wurde, mit Stacketten umgeben worden. Sonsten bestehet das Pfarr⸗Hauß nunmehro aus 4 Stuben, und ein Gesinde⸗Stübgen, 4 Kammern, einer Küch⸗ und Speise⸗Kammer, 2 kleinen Sälen, einem Darr⸗ und Wasch⸗Häußlein, einer Scheuer, daran auch noch ein Behältnis zum Heu vor Alters gemacht worden, einem Pferd⸗ und Vieh⸗Stall, darüber 3 Futter⸗Kammern und ein Frucht⸗Boden nebst noch andern kleinen Behältnissen.

Die Schul⸗Gebäude bestehen dermahlen aus 2 neben einander stehenden neuen und wohlgebaueten Häußern vor der Kirche. Das erste, so nach der Kirche zusteht, ist die Knaben⸗Schule, und enthält 4 Stuben, incl. der großen Schul⸗Stube, 5 Kammern, eine Küchen, die Hinter⸗Gebäude sind aber, weil der Platz gemangelt, sehr gering, und ist an der Knaben⸗Schule ein kleiner Hof mit 2 Vieh⸗Ställen, auch an derselben ein kleines Gärtlein, so auf den Kirch⸗Hof herein stößt. Das zweyte Gebäude darneben ist die Mägdlein⸗Schule, so aus eben so viel Stuben, Kammern und Hinter⸗Gebäuden besteht, nur ist kein Gärtgen daran. Diese Gebäude sind A. 1738. erbauet und die Unkosten zur Helfte von der Kirche, und die Helfte von der Gemeinde, bestritten worden.

§. 3. Von den Pfarrern allda.

Seit der Reformation sind 15 Pfarrer allhier gewesen, als:

  1. Hr. Schmidt, primus Lutheranæ ecclesiæ pastor, von A. 1524. bis 1540. Von seinem Leben sind keine Nachrichten vorhanden.
  2. Hr. Reinhard Haase, von 1540. bis 1560. In seinem hohen Alter hat er A. 1557. einen Substitutum angenommen, Namens Conrad Krafft, mit dem er sich, ratione der Besoldung, selbst abgefunden. Weil aber Herr Kraft ein unverträglicher Mann gewesen, so ist er, nach dem Tode des Herrn Haaße, nicht zum Pastorat gelanget; dieser erfolgte 1560. Wo Herr Kraft hinkommen, ist nicht zu finden.
  3. Hr. M. Paulus Strohmer, hat von 1560. bis 1575. allhier gestanden, und ist weiter nichts von ihm bekannt, als daß er vom Pastorat zu Sültzenbrück hieher gekommen.
  4. Hr. M. Andreas Gleichmann, so nur ein einziges Jahr, nemlich von A. 1575. bis 1576. hier gelebet. Er war zuvor Rector der Schule zu Ohrdruff, und zwar der erste, nachdem das Lyceum fundirt, kam von dar als Pfarr nach Schmalkalden, und 1575. zu hiesigem Pastorat, A. 1670.[?] war er Pfarrer zu Crawinckel vide P. I. dieser Sammlung 2. St. p. 22.
  5. Hr. M. Christoph Mengwein, von 1576. bis 1593. ist von hier wieder weg, und als Superintendent nach Ohrdruff vociret worden.
  6. Hr. Michael Sachse, ist 1542. am Tage St. Michael zu Meringen, unter dem Fürsten von Anhalt, gebohren. Sein Vater hieß Celiax Sachse, seine Mutter Ursula, von Wollmersleben gebürtig, vid. Part. V. seiner Kayser. Chronica p. 298, da er bey dieser Nachricht von seiner Geburt hinzugesetzt: GOtt solle ihn ferner in seiner Gnade erhalten. Er sagte mit Martino: Domine, si prosim populo tuo, non denegabo labores. Er spricht daselbst, daß er, nebst der Kayser⸗Chronica, bey 30ten nützliche Tractate in Druck verfertiget, und mit Lesung und Schreiben sich Tag und Nacht zu üben, sey seine höchste Lust gewesen. A. 1562. ist er Schuldiener und Stadtschreiber zu Egeln, und A. 1563. nach Gräfen⸗Tonna als Pfarrer vociret worden, und ist allda in die 24 Jahr gewesen. A. 1587. hat man ihn nach Ohrdruff beruffen, als Schloß⸗Prediger, und ist 5 Jahre allda gewesen. A. 1593. ist er nach Wechmar translociret worden, und allda A. 1618. im HErrn seelig entschlaffen, ætat. 76 Jahr. Er muß auch mit seinem gnädigen Grafen, Hanß von Gleichen, Herr zu Stadt Rempta und Blanckenhain, der ihn von Egeln advocirt, einige Zeit herumgereiset seyn. Denn in seinen Predigten über die 10 Gebote spricht er in margine: Er habe sie zu Pyrmont angefangen, und zu Tonna und Ohrdruff in Wochen⸗Predigten fortgesetzet. Von den Kindern ist der einzige Johann Saxe bekannt, der sich zu Egeln muß aufgehalten haben. Von seinen Schriften sind mir folgende bekannt: 1) Methodische Kayser⸗Chronica. in fol. 1605., 2) Erklärung der Passions⸗Historie über den Marcum. 4. Leipzig 1608. 3) Ein Tractätlein über den Spruch Col. I. gelobt sey GOtt etc. Von eilferley Nutzbarkeiten des Blutes JEsu Christi. 4) Nutz⸗Predigten über die 10 Gebote, jedes durch 2 Predigten erkläret. Magdeburg 1609. 5) 8 Predigten von der letzten Posaune GOttes, oder von der Auferstehung und ewigen Leben. Leipz. 1598. 6) In der Dedication seiner Erklärung der Paßion gedenckt er des 3ten und 4ten Theils eines biblischen Rätzel⸗Buchs, so ihm in einem Brandt, der 1607. nothwendig in Wechmar entstanden, in Manuscript mit verbrandt wären. Es ist mir unbekannt, ob dieses Rätzel⸗Buch nach der Hand heraus kommen. Herr Pastor Syrbius in dedicat. renoval. Wechmariens. spricht zwar, daß es ihm bekannt sey. 7) Das historische Alphabet. 8) 3 Fest⸗Predigten vom Johanne dem Täuffer. 9) Manus Christi, das ist: Beschreibung der hülfreichen Hand Christi. Sein Bildnis, so A. 1601. gemahlet worden, steht 2mal in unserer Kirche, und dabey diese lateinische Verse:

Illa oculis gravitas, isthæc constantia fronte,

Hæc putas toto Saxonis ore nitet.

Dum sacra bis Senis natus mysteria pangit

Lustris et calamo scripta diserta notat.

Macte tua virtute senex! hac itur ad astra,

Ævoque asseritur, nomen honosque tuus.

  • Hr. Melchior Mengewein von Bienstedt, ist 1618. mense Mart. Pfarrer allhier worden, und A. 1630. den 13ten Jul. in HErrn seelig verstorben. Dieser Herr Mengwein hat die Kirchen⸗Bücher allhier, so wir allhier als die ältesten aufweisen können, angefangen. Er hat mit seinem Weibe Margaretha 7 Kinder erzeuget, deren in den Kirchen⸗Büchern gedacht wird. A. 1625. den 21. Oct. ist unter ihm der erste Mann an der Pest gestorben, und von sonderlichen Todtengräbern begraben worden. A. 1635. zu großen Pest⸗Zeit, ist den 17. Aug. Johann Melchior Mengwein hier begraben worden, ob es ein Sohn oder Bruder des Pastoris gewesen, ist ungewiß. Siehe P. II. dieser Samml. 9. St. p. 78.
  • Hr. Friedrich Töpfer war von Remstädt und vorher 1616. bis 1630. als Diaconus in Ohrdruff. A. 1630. mens. Nov. ist er als Pastor hieher gekommen. Dieser Mann hat wohl die betrübtesten Zeiten allhier erlebt, da die Pest dergestalt gewütet, daß im 1635sten Jahr auf 503 Personen, unter welcher Anzahl er selbsten auch mit den Seinen gewesen, dadurch hingerissen worden. Als die Pest in das Pfarrhauß kam, machte den Anfang: 1) Seine liebe Hauß⸗Frau Barbara † den 22. Oct. 2) Er selbst mit 2 Kindern, Anna Christina und Bernhard den 27. Oct. 3) Eine Tochter Catharina Margaretha † den 29. Oct.
  • Hr. Christoph Sperber ist A. 1636. von Ohrdruff, da er als  Diaconus gestanden, hieher vociret worden. Er muß keine menschliche Absichten bey der Annahme seiner Vocation gehabt haben, indem er zur würcklichen Pest⸗Zeit hieher kommen und eine sehr kleine Gemeinde gefunden hat. Nach der Pest müssen die betrübtesten Kriegs⸗Zeiten sich hier zu Lande eingestellt haben, indem der Pfarrer Weib und Kinder zur Sicherheit nach Ohrdruff gethan, und, ob er schon bey seiner Gemeinde verbleiben müssen, sich doch öfters, samt derselben, in ein Gehöltz, die Weiden genannt, so jetzt eine Viehweide ist, retiriren müssen. Von seinen Kindern meldet er folgendes: 1) Anna Christina ist den 10. Aug. 1639. zu Ohrdruff gebohren, allwo sich die Mutter wegen Kriegs⸗Unruhen hin begeben. 2) Christoph Wilhelm, † A. 1642. zu Ohrdruff. 3) Catharina Maria, den 21. Febr. 1646. zu Ohrdruff gebohren, † den 2. Aug. ej. anni. 4) Anna Margaretha ist 1649. den 22. May, weil die gantze Gemeinde wegen des Kriegs⸗Volcks ausziehen mußte, zu Ohrdruff getaufft worden. 5) Christoph Günther, gebohren den 10. Jul. 1647. 6) Michael, gebohren den 27. Mart. 1649. den 29. ejusd. A. 1652. den 18. Nov. ist Pastor im HErrn seelig verschieden, und den 21ten ejusd. christlich zur Erde von hiesiger Gemeindebestattet worden, also, daß die Gemeinde das Trauermahl gegeben, auch ben Sarg, Einkleidung und dergleichen bezahlet hat. A. 1636. da er hieher kommen, sind noch 59 Personen an der Pest gestorben.
  • Hr. M. Herrmann Wolff ist 1653. in May von Ohrdruff, da er zuvor als Diaconus gestanden, hieher vociret worden. Er ist gebohren den 17. Jun. 1613. Sein erstes Eheweib, Anna Maria, ist allhier den 21. Mart. 1660. gestorben. A. 1662. den 22. Aug. stirbt, 12 Tage nach ihm, auch sein Eheweib, muß also in der andern Ehe gelebt haben. Er selbst ist 1662. den 10. Aug. seelig verschieden. Seiner Kinder treffe drey in den Kirchen⸗Büchern an.
  • Hr. Ludolphus Chunimundus Bostar ist 1663. den 24. Febr. allhier Pfarrer worden, nachdem er zuvor ein Jahr Cantor und ein Jahr Schulmeister hier zu Wechmar, und hernach 32 Jahr und 15 Tage zu Emleben Pfarrer gewesen. A. 1671. den 24sten Sept. ist er allhier, nachdem er ein halb Jahr zuvor den Herrn M. Johann Heinrich Syrbius, wegen hogen Alters, zum Substituten bekommen, im 72. Jahr seines Alters im HErrn seelig entschlaffen, und hat die Gemeinde vor die Begräbniß⸗Kosten gestanden, als Sarg, Todtengräber, Läuter, Leichen⸗Predigt, Cantor, Adjuvanten, Flöre denen Geistlichen, Einkleidungen, Trauermahl und dergleichen. Seiner Kinder bemerke 5 in den Kirchen⸗Büchern, nemlich: 1) Agnes, geboren in Wechmar 1643. den 27sten Sept. , da er den 22sten ejusd. als Pfarrer in Emleben hier Gevatter gestanden, und ist vermuthlich geschehen, daß bey der Gevatterschaft die Frau Pfarrerin von der Geburt ist übereilet worden. 2) Johann Gottfried † den 17. Nov. 1665, im 17ten Jahr seines Alters als Studiosus. 3) Bernhard Zacharias, †1670. ætat. 23 Jahr. 4) Elisabetha. 5) Georg Heinrich, Studiosus, † den 26. Sept. 1669. ætat. 18 Jahr. In diesem Jahr sind auch wieder 47 Menschen verstorben.
  • Hr. M. Johann Heinrich Syrbius, ist 1671. den 18ten May als Pastor Substitutus, da er in Wittenberg sich aufhielte, hieher vociret worden, und den 7ten Sept. ejusd. anni, als Herr Bostar verstorben, hat er das völlige Amt im 25ten Jahre seines Alters erhalten. Er war gebohren den 19ten April 1646. am Sonntage Jubilate zu Schönbrunn in Meißen. Sein Herr Vater war Jacob Syrbius, Pfarrer daselbst, die Mutter hieß Dorothea, eine gebohrne Polantin. A. 1668. ist er nach Ohrdruff kommen, als Informator beym Herrn Superintendenten Mose, hat sich von dar wieder weg, und in andere Conditiones begeben. Inzwischen hat man ihn auf diese Art in Ohrdruff kennen lernen. A. 1671. den 31ten Oct. hat er sich mit Jungfer Anna Dorothea, Herrn Johann Mose, weyland Superintendenten zu Ohrdruff, Tochter verheyrathet. A. 1681. den 31ten Oct. hat er sich zum andernmal mit Jungfer Sophia Elisabetha, Herrn Johann Michael Fiedlers, Pfarrers zu Apfelstett, Tochter verehliget. A. 1694. den 15ten Oct. früh um 9 Uhr ist er, nachdem er in die 24 Jahr hier Pfarrer gewesen, im HErrn seelig verstorben. Das Begräbnis hat die Gemeinde besorgt, und die Unkosten dabey getragen. Seiner Kinder bemerkte 13 an der Zahl, davon der 1ste Johann Jacob 1674 gebohren den 26sten Jun., so nach der Zeit Doctor und Professor Theologiæ zu Jena worden. Viele derselben sind jung wieder verstorben, wie verschiedene Leichen⸗Steine ausweisen. Das Bildnis dieses Herrn Syrbii ist in Stein gehauen, und steht auf dem kleinen Gottes⸗Acker an der Kirche zwischen der Treppe und dem Pfeiler. Ich weiß nicht, wo ich gelesen, daß er A. 1692. einen leiblich Besessenen mit vielen Gebet erlöset habe, will es also als ungewiß hier angemercket haben. Unter ihm ist A. 1681. der Kirch⸗Erneuerungs⸗Bau allhier geführet worden, welchen er weitläufig beschrieben, und, nach dessen Vollendung, eine erbauliche Predigt gehalten, so beydes gedruckt sub titulo: Renovalia Wechmariensia. Danck⸗ und Gedächtnis⸗Predigt von dem Jahr 1681. in der christlichen und ansehnlichen Gemeinde Wechmar geführten Kirch⸗Erneuerungs⸗Bau am Tage der Kirchweyh gehalten, aus Reg. XII. v. 4 – 16. von M. Johann Heinrich Syrbius, Pfarr daselbst.
  • Hr. Simon Roth. Er war vorher Pfarrer zu Thörey und Rehstett und ist von dem Herrn Grafen, Wolfgang Julius, Kayserlichen General⸗Feld⸗Marschall, durch das Consistorium zu Ohrdruff, nach gehaltener Prob⸗Predigt Dom. I. p. Epiphan. 1695., zum hiesigen Pastorat vociret, und Dominica Cantate vom Herrn Superintendent M. Melchior Kromayer investiret worden. Er war gebohren zu Ohrdruff, den 17ten Nov. Sein Vater war Michael Roth, Bürger und Schlosser daselbst, die Mutter hieß Catharina N. A. 1687. hat ihm das Hochfürstl. Ober⸗Consistorium zu Gotha nach Thörey vociret, woselbsten er bis A. 1695 blieben. A. 1712. den 27ten Jan. Nachts zwischen 11 und 12 Uhr ist er schier plötzlich an einem Schlag⸗Fluß im HErrn seelig verschieden, und den 31sten ejusd. beerdiget worden, seines Alters 58 Jahre. Die Leichen⸗Predigt hat Herr Superintendent, Johann Abraham Kromayer, gehalten, über Jerem. XVII. v. 16.17. Von seinen Kindern sind angemerckt: 1) Johann Andreas zu Thörey geb. und hier † ætat. 2 Jahr. 2) Johann Abraham, geb. den 17ten Jan. 1696. † den 5ten Febr. ejusd. anni. 3) Sophia Gertrud, geb. den 7ten Febr. 1697. 4) Johann Wilhelm, geb. den 10ten Dec. 1699. † als Pastor der Trinitatis⸗Kirche zu Ohrdruff A. 1744. 5) Johanna Rebecca und 6) Johann Heinrich, Zwillinge, geb. den 5ten April 1702. 7) Dorothea und 8) Johanna Juliana, Zwillinge, geb. den 15ten Nov. 1704. 9) Eleonora † und Johanna Juliana, Zwillinge, geb. den 14ten April 1707. Sein Bildnis ist in Lebens⸗Größe in hiesiger Kirche über der Sacristey⸗Thür aufgestellet, und muß er eine überaus ansehnliche und schöne Person präsentiret haben. A. 1712. bis 1714. ist eine Vacanz hier gewesen, weil man sich, wegen Bestellung der Pfarrey nicht vergleichen können. Einige haben wollen 2 Pfarrer hieher haben, die Gemeinde aber hat darwider protestiret, und Recht behalten. Ad interim hat den Dienst versehen Hr. Johann Simon Haack, der den Namen des Diaconi geführet. Nachdem aber 1714. solche durch Hrn. Pfarrer Conradi von Pfertingsleben wieder ordentlich besetzet worden, so ist Hr. Haack an diese Stelle nach Pfertingsleben kommen.
  • Hr. Johann Georg Conradi, ist, wie obgedacht 1714. mens. Nov. als Pastor allhier von Pfertingsleben eingezogen. Er ist gebohren zu Marckbreit am Mayn; ohnweit Würtzburg, A. 1672. den 8ten Febr. Sein Vater war Mstr. Georg Conradi, Bürger und Glaser daselbst, die Mutter hieß Maria Salome, eine gebohrene Graußin von Hochfeld. A. 1693. kam er als Informator zu Hrn. Pastor Klipphan nach Willhermsdorff, allwo er den damals regierenden Grafen, Hrn. Wolfgang Julius, Kayserl. General⸗Feld⸗Marschall bekannt wurde. A. 1694. wurde er von hochgedachten Herrn Grafen nach Pfertingsleben als Pastor befördert, allwo er 20 Jahr gestanden.  In dem letzten Jahre, so er daselbst gewesen, hatte er das Unglück, daß er gäntzlich abbrannte, und alle das Seine verlohr, so, daß er den Mantel, um Kirche zu halten, bey einem seyner Hrn. Nachbarn borgen mußte. A. 1714. mens. Nov. trat er nach 2 jährigen Aufenthalt und Zwistigkeiten, da man vorhatte das Pastorat zu theilen, wozu er doch vorher ohne Einschränckung die Vocation erhalten, sein Amt in Wegmar an, und hat es bis 1755. den 2ten Nov. da er Abends 7 Uhr, nach 14 tägiger Kranckheit, unter christlicherZubereitung, in seinem Erlöser Christo JEsu seelig entschlaffen, mit grosser Zufriedenheit seiner Zuhörer, nicht ohne besondern Ruhm geführet. Er hat in einer 3fachen Ehe gelebet, als 1) mit Jfr. Maria Margaretha, Hrn. Christian Heinrich Wilhelm von Dünckelspiel, eines Hauptmanns, Tochter, aus welcher Ehe er mit 3 Töchtern geseegnet worden, welche Ehegattin 1694. verstorben. 2) Verehelichte er sich 1700. mit Jfr. Magdalena Elisabetha, Hrn. Registratoris, Johann Immanuel Lämmlers, ältesten Tochter, daraus er 2 Söhne und eine Tochter erzeuget und si ist 1705. im Kindbette verstorben. 3) Ließ er sich mit Jfr. Anna Dorothea, Johann Matthäi Krumholtzens, Kirchen⸗Inspectoris zu Pfertingsleben, Tochter, trauen. A. 1745. feyerte er allhier sein Jubilæum sacerdotale, nicht ohne sonderliche Bewegung der gantzen Gemeinde. Er versammlete alle seine Kinder, so theils hie und da in ansehnlichen Aemtern stunden, und ergetzte sich mit ihnen bey einem Gastmahl, ließ unter  die Schul⸗Kinder Geld austheilen, und solennisirte diesen merckwürdigen Tag auf das beste. Seine Kinder ließen darauf ein Carmen verfertigen, so mir aber nie zu Gesichte gekommen. Herr Colerus gedencket dessen auch in actis Vinariensibus, da er derer Jubel⸗Priester Meldung thut. Dieses Jubilæum hat er auch mit 10 Jahren überlebet, und also in die 60 Jahre die Ehre gehabt, ein treuer Knecht JEsu zu heissen und zu seyn. Sein Amt hat er annoch in seinen muntern Jahren mit grosser Treue und Klugheit, unter GOttes Gnade, verwaltet, und wuste er sich durch sein liebreiches Betragen und freundlichen Umgang in manches Hertz einen Eingang zu verschaffen, dem auf eine andere Weise nicht würde beyzukommen gewesen seyn. Seine letzten 10 Jahre, darinne er sein Amt nicht mehr nach Wunsch, und mit voriger Lebhaftigkeit versehen konnte, waren ein beständiges Gebet, und gegen die, mit denen er umgehen mußte, lauter treue Wünsche, davon man jedoch, besonders in den letzten 6 Jahren, wenig verstehen konnte. In seinen letzten Jahren und sehr hohen Alter wollte ihm das Vermögen laut zu sprechen, nebst der Gedächtnis⸗Kraft, in etwas verlassen, darauf er selbst darauf bedacht war, daß das Amt durch einen andern hinlänglich möge verwaltet werden, und wurde ich also 1749. mens. Dec. als Pastor Substitutus ihme adjungiret. Und da seine Kräfte jemehr und mehr abnahmen, so begab er sich bald, nach meiner Ankunft, gäntzlich zur Ruhe, und überließ mir die Amts⸗Verwaltung alleine.
  • Hr. Johann Carl Meyer. Ich bin, so schreibet er von sich selbst, gebohren den 16ten May 1714. zu Ohrdruff. Mein Vater war Georg Heinrich Meyer, Hochgräfl. Hohenlohischer Cantzley⸗ und Consistorial-Secretarius, aus Waldenburg im Hohenlohischen gebürtig. Die Mutter Eva Elisabetha, Johann Heinrich Böttigers, Bürgermeisters zu Ohrdruff, Tochter. Ich habe in Ohrdruff die Schule frequentiret, und von 1733. bis 1736. in Jena studiret. Nach geendigten academischen Jahren habe mich bis 1742. in verschiedenen Conditionen befunden, bis es im gedachten Jahr mir gantz unvermuthet geschahe, daß ich vom Hrn. Hof⸗Prediger Wolff in Kirchberg sondiret wurde, ob ich das Amt eines Vicarius zu Minckheim, einem Dorff ohnweit Schwäbisch⸗Halle gelegen, bey einem alten Prediger, Namens Johann Christian Baumann, übernehmen wollte. Da ich nun hierbey ein gantz handgreifliches Denckmahl göttlicher Providenz wahrnahm, so acceptirte solchen Ruf, und ging im Julio 1742. nach Minckheim ab, wurde in Kirchberg und Schwäbisch⸗Halle, weil beyde in die Pfarr zu sagen harten, examiniret, und bekam die Erlaubnis daselbst zu vicariren. Jedoch konnte ich nicht dazu gelangen, daß ich wäre ordiniret worden, weil das Hauß Kirchberg mit der Reichs⸗Stadt Schwäbisch⸗Halle, auf deren Grund und Boden die Kirche lag, einige Zwistigkeiten wegen Besetzung dieses Vicariats⸗Amtes hatte, darunter ich, weil ich ein Hohenlohischer Unterthan war, leiden mußte. Hier hielte ich mich gegen  1  und ½ Jahr auf, und übte mich sowohl in Predigen und Krancken besuchen, als auch besonders in Catechisiren, weil, statt der Nachmittags⸗Predigt, an diesem Orte allzeit Catechismus-Examen gehalten wird. A. 1743. mens. Aug. erhielte ich in Minckheim gantz ohnvermuthet eine Vocation wieder in mein Vaterland, und zwar als Substitutus des Diaconi emeriti Webers an der St. Trinitatis Kirche zu Ohrdruff, da ich den 6ten Nov. 1743. zu Ohrdruff wieder ankam, ward Domin. I. Advent in der St. Michaelis Kirche vom Herrn Superintendenten Augustin Gottfried Kromayern ordiniret, und hielte Dominica II. meine Anzugs⸗Predigt. Es dauerte aber meine Substitution bey dem Diaconat zu St. Trinitatis nicht lang. Denn, nach Verfliessung eines halben Jahres, starb der Diaconus Weber, und ich bekam 1744. die Vocation zum würcklichen Diaconat, und ward Dominica XII. post Trinit. investiret. A. 1745. den 19ten Jan. habe mich verheyrathet mit der damahligen Jungfer Johanna Christiana Schanertin, Herrn Johann Andreas Schanerts, gewesenen Fürstl. Sächsischen Hof⸗Advocati und Bürgermeisters zu Ohrdruff eintzigen Tochter. A. 1749. mens. Nov. erhielt ich, wie oben gedacht, meine Vocation als Pastor Substitutus hieher nach Wegmar, that Do. III. Adv. meine Prob⸗Predigt, Dom. IV. Advent. meine Abschieds⸗Predigt zu Ohrdruff, und Die primo Nativ Christi meine Anzugs⸗Predigt in Wegmar. Nachdem nun 1755. den 2ten Dec. Herr Pastor Conradi im Herrn seelig entschlaffen, so erhielt 1756. mens. April die Vocation zum würcklichen Pastorat allhier und ward Dom Misericord. Domini von Herrn Superintendenten Kromayer und Herrn Hofrath Purgold investiret, da an eben diesem Sonntag Nachmittag über das Evangelium Apostol Phil & Jacobi meine Investitur- und Anzugs⸗Predigt unter GOttes Gnade hielte. GOtt erbaue seine Gemeinde führohin um Christi Willen.

§.  4. Von den dasigen Schuldienern.

Obigen Nachrichten ist auch die von den Schul⸗Dienern zu Wegmar noch beyzufügen, und zwar 1. von Knaben⸗ und Mägdlein Schul⸗Dienern, da diesen Dienst ein Mann muß versehen haben.

Von A. 1510. da die Nachricht von Catholischen Pfarrern vorhanden, wie auch unter denen Pfarrern nach der Reformation, bis 1578. ist keiner von den Schuldienern bekannt: Jedoch muß Heinrich Sommer indessen hier als Cantor gestanden seyn, denn es wird im Sterbe⸗Register gedacht, daß seine Wittbe, 1532. den 7ten Dec. allhier verstorben sey A. 1578. ist Gallus Suchsland als Schuldiener hieselbst bekannt, der den gantzen Dienst zusammen gehabt haben muß, und starb A. 1628. den 25. May æt. 67. seines Schuldienstes im 37. Jahr, muß etwa seinen Nachfolger zum Substituto gehabt haben. Denn von A. 1588. bis 1628. ist Andreas Müller Cantor gewesen. Hier ist 1591. vom Hochgräflichen Consistorio zu Ohrdruff auch eine Mägdlein⸗Schule angeordnet, und also der Dienst getheilet worden. A. 1629. den 14ten April ist Johann Unger zum Schul⸗Diener und Gemeinde⸗Schreiber bestellet worden.

Die erste Mägdlein⸗Schuldienerin war Catharina Möllerin, eine Schulmeisters Tochter von Grumbach, und ist 1591. eingeführet worden.

Nota. Hier ist der Schul⸗Dienst in 3 Aemter getheilet, und auch 3 unterschiedenen Personen anvertrauet worden, als:

  1. Die oberste Knaben⸗Schule, worinnen gedienet
    1. Johann Unger noch einige Zeit.
    1. Ludolph Chunimund Bostar, A. 1630.
    1. Johann Suchsland, 1631.
    1. Martin Wigleb, scheinet 1652. da gewesen zu seyn.
    1. Johann Seßler ist 1669. Schul⸗Diener worden, mit dem Auftrag, den alten Hrn. Pfarrer Bostar zu subleviren. Dieser Mann hat seinen Dienst aufgegeben.
    1. Johann Schmidt, 1679. Der zuvor Mägdlein⸗Schulmeister war. Dieser bekam sogleich das Cantorat und Kirchners⸗Dienst, da nemlich nur 2 Schuldiener wieder verordnet wurden.
  2. Die Cantors- und unterste Knaben⸗Schule, deren Diener waren
    1. Ludolph Chunimundus Bostar, welcher 1629. der erste Cantor worden, und ist nur ein Jahr Cantor, und dann oberster Schul⸗Diener worden.
    1. Johann Mylius, wurde 1630. Cantor.
    1. Johann Müller, kam hieher 1635. und ist 1636. den 10ten Jul. an der Pest verstorben.
    1. Johann Walther ist 1651. Cantor worden. Wurde von Nida aus der Wetterau beruffen, und die Gemeinde mußte 14 thlr. Fracht zahlen, um ihn abzuholen. Dieser Mann hat auch die Gemeinde⸗Schreiberey 1680 bekommen.
  3. Die Mägdlein⸗Schule, deren Diener zugleich Organisten sind.
    1. Christoph Meckel, ist 1632. hier gewesen.
    1. N. Ebert. Denn A. 1657. ist Anna Barbara Ebertin, die Mägdlein⸗Schulmeisterin, begraben worden, vermuthlich ist also ihr Mann in Diensten gewesen.
    1. Georg Volkmar, ist 1663. Mägdlein⸗Schuldiener worden, A. 1678. ist er nach Ohrdruff an die Mägdleins⸗Schule vociret worden.
    1. Johann Schmidt, so als Schüler von Ohrdruff hieher vociret worden. Er bekam die Gemeinde⸗Schreiberey dazu, und ward hernach oberster Knaben⸗Schuldiener.
    1. Johann Isaac Gehring, kam hieher 1680. Dieser Mann starb in den elenden Dienst 1691., wie er vorgab Hungers, und weil sich kein ehrlicher Mann darauf ernehren konnte.

Von nun an sind also nur 2 Schuldiener wieder in Wechmar bestellet worden, als

  1. Knaben⸗Schuldiener, Küster und Cantores sind gewesen.
  2. Hr. Johann Christoph Wechmar, wurde 1721. dem Hrn. Schmidt, auf sein Begehren, zu einem Substituto beygesetzt, und als dieser 1724. verstorben, ist
  3. Hr. Johann Christoph Wechmar, studios. juris., aus Ohrdruff, Cantor worden. † 1741. den 2ten Febr.
  4. A. 1741. Hr. Johann Gottfried Körber, Candidatus Theol. aus Ohrdruff. Nachdem dieser 1758. als Subdiaconus nach Ohrdruff vociret, ist an seine Stelle kommen
  5. Hr. Johann Georg Ehring, Candidatus Theol. der vorher einige Jahre als Cantor in Werningshaußen gestanden.
  6. Mägdlein⸗Schuldiener, Organist und Gemeinde⸗Schreiber.
  7. Hr. Balthasar Orphal, 1691. so 1693. mens. April. wieder verstorben.
  8. N. Gutjahr, hat 1693. diesen Dienst bekommen, so aber, wegen seiner Jugend und übrigens aus unbekannten Ursachen, den Dienst freywillig verlassen, und zwar gleich im ersten Jahre.
  9. N. Schambach, A. 1693. Simon Nathan Schambachens, Schuldieners zu Buffleben Sohn. A. 1710. hielte der der um einen Substituten an, und bekam seiner Frauen Bruder, Johann Andreas May. Als er hierauf 1718. verstorben, so bekam er diesen Dienst allein.
  10. Johann Andreas May 1718. Dieser ist 1747. den 12ten May verstorben.
  11. Hr. Johann Anton Friedrich Wechmar, ein Sohn Hrn. Johann Christoph Wechmars, gewesenen Cantoris allhier, gelangte zum Dienst 1741. den 1. Jul.

Auf Verlangen hat solches aufzeichnen sollen Johann Carl Meyer, Past. Wechmar.


[1] Der Fluß heist die Apfelstedt, in welchen der Ohr⸗Fluß weit über dem Dorffe einfliesset.

[2] Von den nominibus locorum in mar kan Tenzelii Supplem. II.ad sagitarii hist. Goth. p. 338. it. Albini Meißnische Land⸗ und Berg⸗Chronica p. 109. it. Tom. II. dieser Samml. 2. St. p. 7. nachgelesen werden.

[3] Daß der Ort sehr alt sey, erhellet daraus, weil Vinoldus de Wechmare, bereits A. 1186. als Zeuge in einem Georgenthäler Closter⸗Brief angeführet wird.

[4] Daß die Herren Grafen von Gleichen auch einen Hof, einen Siedelhof und etliche andere Güter zu Wegmar gehabt, ist aus Sagitarii Gleichischen Historie p. 111. 114. zu ersehen.

[5] Ehedem hat dieses Dorff denen Herren von Wegmar gehöret; In Gotha diplomatica stehet unter Adelichen Genealogischen Tabellen auch eine von diesem Geschlechte, kan aber aus nachfolgenden Schriften merklich ergäntzet werden, nemlich aus Paulini Annal. Isenac. p. 66. 69. Thuringia sacra p. 33. 39. 93. 388. 494. sqq. 498. 504. 505. 509. 511. 565. 576. 714. Schamelii Beschreibung des Closter Oldisleben. p. 23. Schanati vindem littr. II. p. 12. Leuckfeldii Closter Bosau. p. 104. Sagitarii Gleichische Historie in Indice. Sonsten habe annoch in Georgenthäler Diplomatibus folgende gefunden: Vinoldus de Wechmare 1186. und war bey einem Vergleich zwischen Hirschfeld und dem Closter Georgenthal 1209. da er im Diplomate Magister heist. Cunradus und Reinboldus 1236. Albertus miles dictus de Wechmar verkaufte dem Closter Georgenthal 2 Hufen zu Dietendorff 1275. uxor hieß Kunegundis und dessen Kinder Ludovicus, Albertus, Albertus, Albertus, Henricus, Gertrudis, Kunegundis & Hedwig. Otto de Wechmare war Zeuge 1278. Otto de Wechmare dictus Wendepfaffe verkaufte an das Closter A. 1334. seine Zinsen zu Bernsroda bey Hochkirchen Consensu Ottonis & Hermanni seniorum & Ottonis & Ludevici dicti Russel juniorum filiorum suorum. Henricus de Wechmare, senior Dietrichs von Wechmar des Ritters Sohn, verkaufte seine Gült  zu Wechmar vor 20 Pfund Pfennige ans Closter Georgenthal. A. 1354. Sein Bruder heist allda Johannes und dieses Sohn Dieterich. Diese

[6] Hiervon stehet Nachricht in Herrn Olearii Syntagm. rer. Thur. p. 36.