„Der Gotha“ ist unter Familienforschern eine weithin bekannte und häufig genutzte Quelle. Vor allem, wenn man es mit dem Adel zu tun hat. Das ist hier aber nicht ganz das Thema, denn hier geht es fast ausschließlich um das gemeine Volk.
Familiengeschichtsforschung im Gothaer Land
Die wissenschaftliche Erforschung von Familien nennt man landläufig „Ahnenforschung“, manchmal auch Familien(geschichts)forschung. Tatsächlich heißt sie Genealogie, nicht zu verwechseln mit der ähnlich klingenden Frauenheilkunde. Sie ist ebenso wie die Heraldik (Wappenkunde), Numismatik (Münzkunde), oder Diplomatik (Urkundenforschung) eine historische Hilfswissenschaft.
Wir „Ahnenforscher“ konzentrieren uns in vielen Fällen auf unsere Vorfahren und ggf. noch auf deren Anverwandte. Fast immer landen wir bei Bauern, Handwerkern und Bürgern. In seltenen Fällen entstammt man auch einer unehelichen Verbindung dem niederen Adel. Jedoch sind stichhaltige Beweise dafür eher selten. Fast immer ist hierbei der Wunsch Vater des Gedanken und nicht der Adelige der des unehelichen Kindes. Für viele ist das große Ziel, Karl den Großen oder Cleopatra als Urahnen nennen zu können. Heute kann man das innerhalb von Stunden zusammenklicken. Was den Wenigsten dabei bewusst ist: Sie dokumentieren damit nur einen sozialer Abstieg…
Drei Gleichen
Drei Gleichen ist eine Landgemeinde im thüringischen Landkreis Gotha. Sie besteht aus den acht Orten Wandersleben, Mühlberg, Seebergen, Günthersleben, Wechmar, Grabsleben, Cobstädt und Großrettbach. Sie übt außerdem die Verwaltungsfunktion für die Gemeinde Schwabhausen als erfüllende Gemeinde aus.
Der Name leitet sich von den drei Burgen Gleichen, Wachsenburg und Mühlburg ab, die innerhalb bzw. nah am Gemeindegebiet liegen. Wer schon einmal Thüringen auf der A4 durchfahren hat, wird das spektakuläre Panorama schon gesehen haben.
Hier geht es (fast) nur um Bauern, Handwerker und Bürger.
In den Dörfern der heutigen Gemeinde Drei Gleichen herrschten früher unterschiedlichste Strukturen. Außerdem lagen sie in mehreren Kleinstaaten, bekannt auch als „Thüringer Flickenteppich“. Seebergen war eine Exklave des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt, Günthersleben gehörte zu Schwarzburg-Sondershausen, Mühlberg und Wandersleben waren Teil des Erzbistums Mainz, später des Königreichs Preußen. Cobstädt, Grabsleben, Großrettbach und Wechmar lagen im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, allerdings in drei verschiedenen Ämtern. Um von einem Dorf zum anderen zu gelangen, musste man fast immer eine Staatsgrenze überschreiten. Von Cobstädt, Grabsleben oder Großrettbach nach Günthersleben waren es schon drei.
Alle Dörfer liegen im Vorland des Thüringer Waldes und hatten gegenüber den Walddörfern den Vorteil, dass eine ausgeprägte Landwirtschaft möglich war. Das spiegelt sich auch in den Berufen wieder. Dennoch gab es einige örtliche Besonderheiten. In Seebergen und Günthersleben findet man häufiger Steinbrecher und Sandfahrer, auch die Bildhauer und Steinmetzen sind dort häufig anzutreffen. In Günthersleben und Wechmar gab es Rittergüter, demzufolge ist auch der niedere Adel ein Thema im Familienbuch Drei Gleichen.
Natürlich haben wir es in allen Dörfern neben den Ansässigen auch mit sozial mobilen Berufsgruppen zu tun. Dazu gehören die Pfarrer, Lehrer, Müller, Bäcker oder Gastwirte. Auch (Handwerks-)Chirurgen, Bader, Soldaten oder Verwaltungsbeamte findet man in den Dörfern. Dienstknechte und-mägde aus den umliegenden Dörfern haben ebenso Spuren in den Quellen hinterlassen wie Wanderarbeiter, Tagelöhner oder Bettler.
Zu guter Letzt haben auch einige spätere Berühmtheiten ihre Wurzeln in den Dörfern der heutigen Gemeinde Drei Gleichen. Allen voran die Musikerfamilie Bach aus Wechmar. Von dieser wird an mancher Stelle behauptet, sie käme aus Ungarn. Ortsfamilienforscher können jedoch schon in früherer Zeit eine Vielzahl von Bach-Namensträgern in den Dörfern des Gothaer Landes ausmachen.
Wer die Geschichte aufschreibt, kontrolliert die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.